Gestern Abend lief eine Focus-TV-Reportage über Senioren am Steuer. Sind ältere bzw. hochbetagte Autofahrer ein Risiko für sich und andere? Oder sind alte Menschen durch mitunter jahrzehntelange Fahrpraxis so routiniert, dass sie das eine oder andere Manko ausgleichen können?
Gezeigt wurde unter anderem das Beispiel der 93jährigen Irmgard S., für die ihr Auto (wie für viele andere Menschen) quasi der Schlüssel zur Außenwelt ist. Wenn sie mit ihrem Autochen durch die Gegend "braust" nimmt sie am Leben teil, und empfindet Lebensfreude, sagt sie und lächelnd korrigierte sie das von ihr verwendete Wort "brausen", denn natürlich sei das nicht wortwörtlich zu nehmen.
Die Enkeltochter dagegen stirbt jedes Mal vor Panik, wenn die Oma unterwegs ist und hat sie sogar schon bei der Polizei angezeigt, damit der alten Dame der Führerschein entzogen wird. Die hochbetagte Seniorin unterzieht sich einem Fahrtest, der zeigt, dass sie im Prinzip eine Gefahr im Straßenverkehr darstellt. Verkehrsschilder werden zum Teil nicht wahrgenommen, die Geschwindigkeit passt nicht, der neben ihr sitzende "Prüfer" greift verbal ein und korrigiert häufig. Sie selbst sieht das anders…..findet, sie sei ganz ordentlich gefahren. Allerdings muss sie sich nach dem recht kurzen Test erst einmal hinlegen, in ihrem Alter sei so etwas durchaus anstrengend.
Heute ist in der Presse eine Meldung zu lesen, dass auf der Bundesstraße 446 bei Ebergötzen ein schwerer Unfall durch einen 99jährigen hinter dem Steuer verursacht worden ist. Er selbst und ein anderer Autofahrer wurden schwer verletzt.
Sicher, Unfälle passieren jeden Tag und durch und mit Autofahrern in jedem Alter.
Fakt ist jedoch, dass bei jedem von uns – je älter er wird – das Reaktionsvermögen nachlässt und oft auch die Sehkraft beeinträchtigt ist. Fakt ist aber ebenso, dass durch den demografischen Wandel die Zahl der älteren Autofahrer immer höher wird und Studien zufolge ist die Zahl der verursachten Unfälle dieser Fahrergruppe mit Personenschaden nicht höher, als in anderen Altersgruppen.
Eine Verpflichtung zur Überprüfung der Fahrtauglichkeit für Senioren gibt es nicht, den Führerschein gibt es für ein ganzes Leben. Es sei denn, man lässt sich etwas zu Schulden kommen. Ist man aber wirklich in der Lage, unbegrenzt und nicht überprüft bis ins hohe Alter Auto zu fahren?
"Senioren am Steuer" – wie alles im Leben gibt es zwei Seiten. Wann würden wir selbst die Fahrerlaubnis freiwiliig abgeben?