Das Fälschen von Kilometerzählern im Auto nimmt nach Schätzungen der Polizei immer größere Dimensionen an. Man vermutet, dass bei rund 30 Prozent der mehr als sechs Millionen Gebrauchtwagen, die in Deutschland jährlich den Besitzer wechseln, der Kilometerstand manipuliert wird. Inzwischen gibt es schon Geräte, die während der Fahrt dafür sorgen, dass nur jeder zweite Kilometer gezählt wird. Der Schaden geht in die Milliarden. ADAC-Juristen und -Techniker raten, beim Gebrauchtwagenkauf genauer hinzuschauen.
Verbraucher sollten beim Kauf eines Gebrauchten immer die Fahrzeugpapiere, TÜV-Prüfberichte, Rechnungen und andere Belege daraufhin prüfen, ob die dort vermerkten Kilometerstände plausibel sind. Fehlende Scheckhefte oder unstimmige Eintragungen deuten auf Manipulationen hin. Bei Verdacht kann ein Anruf beim Vorbesitzer des Wagens helfen. Von außen sind manipulierte Gebrauchtwagen meistens makellos. Dass ein Wagen in Wahrheit deutlich mehr Kilometer auf dem Buckel hat als der Tacho angibt, verraten oft erst Abnutzungserscheinungen im Innenraum: ausgetretene Pedal-Gummis, ein abgegriffenes Lenkrad oder abgewetzte Sitze. Auch ein Blick unter die Motorhaube kann Tacho-Trickser überführen. Manchmal vergessen Betrüger die Zettel mit dem Hinweis auf den nächsten Ölwechsel zu entfernen. Vorsicht, wenn die Kilometerangabe dort nicht zur Tacho-Anzeige passt. Der zuverlässige Nachweis einer Manipulation ist oft nur über Indizien möglich, denn technisch verwertbare Spuren hinterlässt die heute übliche Methode meist nicht. Unterstützung bietet der ADAC im Rahmen seiner Gebrauchtwagenuntersuchung.
Geschädigt werden die Käufer nicht nur dadurch, dass sie zu hohe Preise für ein "verjüngtes" Auto zahlen. Tachomanipulationen können dazu führen, dass der Wagen schlagartig kaputtgeht: Wenn etwa der Zahnriemen nicht gewechselt wird, weil der ahnungslose Käufer denkt, dass dies laut Kilometerstand noch nicht erforderlich ist. Sogar die Sicherheit des Fahrzeugs kann gefährdet sein, wenn die Elektronik der Autos beschädigt wird. Im schlimmsten Fall können das Antiblockiersystem (ABS), das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) oder sogar der Airbag komplett ausfallen.
Dass Tacho-Manipulationen seit 2005 strafbar sind, ist ein Verdienst des ADAC. Auf seine Initiative hin verabschiedete der Bundestag eine entsprechende gesetzliche Regelung. „Leider war für die Tachodreher bisher die Gefahr, erwischt zu werden, eher gering“, sagt Ulrich May, Leiter der Juristischen Zentrale des ADAC. Um der Tacho-Mafia flächendeckend das Handwerk zu legen, fordert er von den Herstellern mehr Schutz für die Verbraucher durch bessere Technik: „Die Tachos müssen endlich sicherer werden.“ Hilfreich wäre nach Ansicht von May auch eine unabhängige Datenbank, in der etwa bei einer TÜV-Untersuchung der Kilometerstand erfasst wird. So wäre die Historie des Tachometers für den Käufer nachvollziehbar.
Quelle: ADAC.de